Als ich im August einen Tag in Trier verbrachte, traf ich unter anderem Gerd Dahm, den Beauftragten der Menschen mit Behinderungen der Stadt Trier. Mit ihm sprach ich über die Barrierefreiheit dieser alten Römerstadt, die er als durchwachsen einschätzte. Er sagte mir, dass oftmals immer noch der Denkmalschutz gegenüber der Barrierefreiheit überwiege. Viel Kopfsteinpflaster sei verlegt und ein Toilettenkonzept fehle noch völlig. Relativ wenig Probleme gebe es aber bei der Gestaltung des barrierefreien ÖPNV.
SERVICE
Wer als Mensch mit einer Mobilitätseinschränkung weiterführende Informationen sucht,
kann hier schauen:
http://www.trier-info.de/barrierefreies-trier
Ich habe mich in diesem Zusammenhang erinnert, dass ich bereits im Jahre 2005 einen Artikel über "Rhein und Mosel" für das Magazin PARAPLEGIKER geschrieben habe, den ich an dieser Stelle noch einmal veröffentlichen möchte. Einziger Unterschied zu damals: Ich bin jetzt eher mit der Bahn als mit dem Auto unterwegs.
Reise zu
Rhein und Mosel:
Wein und Romantik
Ich bin eine Vielreisende, und zwar aus Leidenschaft. Sobald ich ein paar Tage zu Hause verbracht habe, überfällt mich eine Unruhe und es zieht mich hinaus, um Neues kennen zu lernen, neue Landstriche und vor allem neue Menschen. Wegen meiner Gehbehinderung reise ich am Liebsten auf eigene Faust mit dem Auto. Auf die Weise komme ich überall hin, niemand muss auf mein langsames Gehtempo Rücksicht nehmen und ich kann soviel Gepäck mitnehmen, wie ich will.
Eines meiner Lieblingsreiseziele in Deutschland ist der Rhein. Vielleicht liegt das daran, dass ich selbst gern einen guten Tropfen trinke und mir das Temperament der Rheinländer so gefällt. Sicherlich ist es aber auch die einzigartige Landschaft mit ihren Weinbergen, den vielen Burgen und Schlössern und den verträumten kleinen Orten links und rechts des Weges.
Ich bin eine Vielreisende, und zwar aus Leidenschaft. Sobald ich ein paar Tage zu Hause verbracht habe, überfällt mich eine Unruhe und es zieht mich hinaus, um Neues kennen zu lernen, neue Landstriche und vor allem neue Menschen. Wegen meiner Gehbehinderung reise ich am Liebsten auf eigene Faust mit dem Auto. Auf die Weise komme ich überall hin, niemand muss auf mein langsames Gehtempo Rücksicht nehmen und ich kann soviel Gepäck mitnehmen, wie ich will.
Eines meiner Lieblingsreiseziele in Deutschland ist der Rhein. Vielleicht liegt das daran, dass ich selbst gern einen guten Tropfen trinke und mir das Temperament der Rheinländer so gefällt. Sicherlich ist es aber auch die einzigartige Landschaft mit ihren Weinbergen, den vielen Burgen und Schlössern und den verträumten kleinen Orten links und rechts des Weges.
Der Moselwein ist der Wein für den
Karneval, er muss perlen, wenn er ins Glas kommt. Frisch und noch
etwas rebellisch trinkt man den und vor allem nicht wenig. Die Weine
vom Rhein hingegen soll man erst trinken, wenn sie ausgereift sind.
Ich wollte den Unterschied herausfinden. Meine eigentliche Aufgabe
bestand zwar nicht darin, Wein zu probieren, sondern Hotels und
Sehenswürdigkeiten der Region auf ihre Barrierefreiheit zu prüfen.
Aber warum sollte ich nicht das Nützliche mit dem Praktischen
verbinden?
Ich bezog zunächst Quartier im Hotel
„Haus Oberwinter“. Dieses Hotel liegt bei Remagen, 10 bis 15
Autominuten südlich von Bonn, auf einer kleinen Anhöhe. Nähert man
sich aus Richtung Bonn, muss man die scharfe Kurve am Fuße der
Anhöhe schon etwas geschickt nehmen. Doch oben angekommen,
entschädigt der herrliche Blick auf den Rhein sofort. Ich konnte
mich davon überzeugen, dass dieses Hotel gut für den Aufenthalt von
Menschen mit Behinderungen, auch für Gruppen, geeignet ist. Mit dem
Fahrstuhl erreicht man jede Etage des Hauses, die sanitären Anlagen
der modernen Zimmer verfügen über die entsprechenden Haltegriffe,
die Duschen sind unterfahrbar und das Schwimmbad des Hauses ist mit
einem Lifter ausgestattet. Besonders gefiel mir allerdings, am Morgen
die Frühnebel über dem Rhein aufsteigen zu sehen und den Abend auf
der Terrasse bei einem Glas Wein ausklingen zu lassen.
Berollbare Ruinen
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg nach Trier, um auf den Spuren der Römer zu wandeln. Den Stadtführer für Menschen mit Behinderungen hatte ich vorher aufmerksam studiert. Das Thermometer zeigte bereits am Morgen weit über 20 Grad an. Ich befuhr ohne Eile die Bundesstraße 9 bis kurz vor Koblenz und genoss die Landschaft mit dem Rhein zur Linken und den Weinbergen zur Rechten. Dann wechselte ich auf die A 48 und überquerte schließlich die Mosel, kurz bevor ich Trier erreichte.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg nach Trier, um auf den Spuren der Römer zu wandeln. Den Stadtführer für Menschen mit Behinderungen hatte ich vorher aufmerksam studiert. Das Thermometer zeigte bereits am Morgen weit über 20 Grad an. Ich befuhr ohne Eile die Bundesstraße 9 bis kurz vor Koblenz und genoss die Landschaft mit dem Rhein zur Linken und den Weinbergen zur Rechten. Dann wechselte ich auf die A 48 und überquerte schließlich die Mosel, kurz bevor ich Trier erreichte.
Als erstes besuchte ich die
Kaiserthermen, laut Stadtführer teilweise für Rollstuhlfahrer
zugänglich. Diese Ruine einer antiken Bäderanlage aus dem vierten
Jahrhundert ist überraschend gut erhalten. Mühsam stieg ich die
alte Steintreppe herab in die weit verzweigte wieder ausgegrabene
luxuriöse Bäderkultur vergangener Tage. Diese unterirdischen
Gewölbe sind natürlich für Rollstuhlfahrer nicht befahrbar. Die
Ruine lässt sich aber auch von außen entdecken, um sich so einen
Eindruck von der Lebensweise der Römer zu verschaffen, zumal der
nahe gelegene Palastgarten mit dem Kurfürstlichen Palais zu einem
Spaziergang einlädt.
Im Amphitheater werden die Spektakel
der Gladiatoren- und Tierkämpfe erst in ein paar Tagen beginnen. Die
Porta Nigra war leicht zu finden, schwarz und gewaltig stand sie
mitten im Zentrum. Der Dom, die älteste deutsche Bischofskirche und
die daneben liegenden Liebfrauenkirche bilden zusammen eine antike
Doppelkirchenanlage. Beide sind gut berollbar. (Was man vom
Karl-Marx-Geburtshaus nicht sagen kann; Anm.d.Red.)
Ich bummelte noch eine Weile durch die
Gassen, kaufte Obst auf dem Hauptmarkt mit seinem Petrusbrunnen und
den Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In Trier schien
es nicht diese hektische Geschäftigkeit zu geben wie in vielen
anderen deutschen Städten, die Leute schlenderten gemächlich über
Straßen und Plätze, saßen in einem der zahlreichen Straßencafés
und manche gönnten sich schon jetzt einen Schoppen Wein in Vorfreude
auf die bevorstehende Weinernte. Trier gilt als die Wiege deutscher
Weinkultur. Alles, was sich in Deutschland auf Wein, Weingeschichte
und -brauchtum bezieht, findet in Trier seinen Ursprung. 2 000 Jahre
Weinanbau, Weinhandel und Weinkultur haben die Römerstadt geprägt.
Irgendwann war ich völlig erschöpft, die Füße brannten. Ich
freute mich darauf, zum Abendessen auf der Terrasse im „Haus
Oberwinter“ einen kühlen Riesling zu trinken.
Trinken und
sinnieren
Auch die Koblenzer Altstadt bietet
zahlreiche Kulturdenkmäler und historische Bauwerke. Von der
Preußischen Festungsanlage Ehrenbreitstein aus kann man 118 Meter in
die Tiefe hinunter sehen auf das Deutsche Eck mit dem wieder
errichteten Reiterdenkmal, dort wo sich Rhein und Mosel treffen. Das
Hotel „Zum Stüffje“, das mitten im Stadtzentrum unweit vom
Deutschen Eck liegt und über 10 rollstuhlfreundliche Zimmer verfügt,
ist nur fünf Gehminuten entfernt vom Weindorf direkt am Rhein. In
vier großzügigen Weinhäusern, deren idyllischer Mittelpunkt der
Dorfplatz ist, kann man gesellige Stunden verbringen und Weine vom
Rhein und von der Mosel ganz nach Herzenslust probieren.
Wer an den Rhein fährt, denkt
natürlich unwillkürlich an die Loreley, die viel besungene Jungfrau
auf dem Felsen über dem Rhein, die so viele Schiffer ins Verderben
gestürzt hat. Der Loreleyfelsen war mit seinem Besucherzentrum und
dem Landschaftspark eines der weltweiten Projekte der EXPO 2000 und
wurde in diesem Zusammenhang barrierefrei gestaltet. Tatsächlich ist
das gesamte Gelände gut berollbar, eine Behindertentoilette ist
vorhanden und man kann auch aus der Perspektive eines
Rollstuhlfahrers den Blick über das Rheintal genießen. Die
Erlebnisausstellung vermittelt auf unterhaltsame Weise Wissenswertes
über den Mythos Loreley, aber auch über alle Einzelheiten der
Region.
Vom Besucherzentrum aus fuhr ich
hinunter nach Goarshausen zu einer der Anlegestellen der
Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft. Als einzige Reederei
befährt die KD täglich mehrfach die gesamte Strecke des UNESCO
Welterbes Mittelrhein. Diese Reederei verfügt zum Teil über ganz
moderne Schiffe, auf denen auch Rollstuhlfahrer bequem per Lift ans
Oberdeck gelangen und den Blick auf die Landschaft wirklich genießen
können. Seit dem 17. Juni letzten Jahres hat die KD-Schifffahrt ein
neues Flaggschiff, „MS RheinEnergie“, das größte und modernste
Flussschiff Europas.
Am letzten Tag meiner Erkundungstour
ging es noch einmal an die Mosel. In Cochem erwartete mich ein buntes
Gewimmel von Touristen, die sich fröhlich in den engen Gassen und
auf den Märkten der Altstadt tummelten. Wahrzeichen der Region ist
natürlich die weithin sichtbare Reichsburg, die hoch auf dem Felsen
über dem Ort thront. Leider ist es für Rollstuhlfahrer so gut wie
unmöglich, dort hinauf zu kommen. Der Shuttle-Bus bringt die
Besucher hinauf, allerdings nur bis 300 Meter unterhalb der Burg.
Doch dann folgt das schwierigste und steilste Stück auf Sandwegen.
Der Wein bestimmt das Leben im Cochemer
Land. Nirgends gedeiht der Riesling vortrefflicher als an den steilen
Schieferwänden der Mosel. Deshalb wird an jeder Ecke auch der
Moselwein zum Kauf angeboten. Zu Hause kann man dann in Ruhe und
ausgiebig vom Mosel und vom Rheingau trinken und darüber sinnieren,
worin wohl die Unterschiede liegen…
Text & Fotos:
Margit Glasow
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