Dienstag, 15. August 2017

Eine Rikscha bitte!  

Der Verkehr der Zukunft - eine Vision

Hanse Sail Teil 3

Eigentlich wollte ich nichts mehr zur Hanse Sail schreiben. Doch dann erreichte mich folgender Kommentar von Thomas S. aus Rostock auf Facebook und veranlasste mich, doch noch ein paar Gedanken zu spinnen:

"Die Hanse Sail finde ich insgesamt laut, übervölkert, Teils seltsam riechend und den totalen Kommerz. Eigentlich das selbe wie Weihnachtsmarkt, nur mit dem Unterschied, dass die auf dem Weihnachtsmarkt zur Dekoration aufgestellten Bäume acht Monate später bereits zu Segelschiffen weiterverarbeitet wurden, weshalb der Schwerpunkt an der Uferkante statt der Innenstadt liegt. ;-P Aber dieses Jahr bringt sie zwei Mal einen angenehmen Nebeneffekt, nämlich eine voll gesperrte Bundesstraße, mit sich. Ein befreiendes Gefühl, den über Jahrzehnte der Blechlawine zugeschlagenen Raum, wenn auch nur kurz, für schusters Rappen zurück zu beschlagen. :-D (y) Bin die Strecke gleich zwei Mal gewandert, sah dort  sogar ein Paar Leute, die dort mit beräderten Surfbrettern oder besegelten Skateboards unter Wegs waren, die Gunst der Stunden nutzend. :-) Wer auch noch will, heute ab 17 Uhr Am Strande von Grubenstraße bis Am Kanonsberg. Denn jeder m² ohne Blechlawine is ein guter Quadratmeter. :-P“
Aber im Ernst: Ein kostenloser öffentlicher Personenverkehr wird langfristig die einzige Rettung unserer Lungen und Städte sein."

Zwei Dinge möchte ich aus meiner ganz persönlichen Sicht anmerken:
Zum einen war für mich der Weg über die Hanse Sail zum Teil sehr beschwerlich. Das fängt 
damit an, dass der Stadthafen durch den ÖPNV eigentlich nicht zu erreichen ist. Man muss 
also schon mal vorarbeiten, um dorthin zu kommen. Laufen. Dass das anstrengend ist, kann sich vielleicht kaum jemand vorstellen, der noch nicht in einer solchen Situation war wie ich. Aber wenn man letztendlich seine Kraft für die Strecke vor Ort braucht, ist man gezwungen zu überlegen, wie man den Weg dorthin möglichst kraftsparend bewältigt. Und ich denke, das geht nicht nur mir so.

Hinzu kommt, dass im Stadthafen viel Kopfsteinpflaster verlegt ist. Und dann fing es am Samstag, als ich mich, angelockt von ein paar Sonnenstrahlen, entschlossen hatte, doch noch an der Wasserkante vorbeizuschauen, wieder an zu regnen. Das machte die ganze Angelegenheit ziemlich rutschig. Zum Hinsetzen gab es wenig Gelegenheit - es sei denn, man wollte einen Caipi trinken. Wollte ich aber nicht, sondern mich umsehen. Und so etwa 
ab 18.00 Uhr merkte ich, wie die Stimmung sich veränderte. Ich musste zunehmend aufpassen, dass mich nicht irgendein Betrunkener anrempelte oder über meine Krücken 
stolperte. Insofern hätte ich mir eine Rikscha gewünscht, mit der ich mich gern sicher über das Gelände hätten fahren lassen.


Es gibt ja Leute, die meinen, das mit der Rikscha sei unmenschlich - wegen der Anstrengung. Nun ja, ich weiß nicht, ob das so stimmt oder ob es eher darum geht, die Autoindustrie zu befördern. Und natürlich dürften die Fahrer nicht unter Mindestlohn bezahlt werden. Doch das sollte bei Veranstaltungen wie der Hanse Sail drin sein, und zwar so, dass der Kunde diesen Service kostenlos erhält. 

Und damit bin ich bei meiner zweiten Anmerkung zum Kommentar von Thomas S., dem kostenlosen - und hoffentlich barrierfreien - ÖPNV. Ich habe so eine Vision von einem ÖPNV und - das möchte ich ausdrücklich betonen - auch Fernverkehr. Er müsste langfristig - vielleicht in einem Projekt von etwa 20 Jahren (keine Ahnung, ob das realistisch ist) in 
jedem Winkel von Deutschland ausgebaut und dafür alle Personenkraftfahrzeuge - auch Elektrofahrzeuge (mit wenigen Ausnahmen zum Beispiel für Notärzte, ähnlich wie auf der Insel Hiddensee) abgeschafft werden. Sämtliche Inlandsflüge natürlich auch. Das wäre aus meiner Sicht ein lohnenswertes Projekt der Zukunft, nachhaltig sowohl für die Umwelt als auch für jeden einzelnen Bürger.

Es gab in der Vergangenheit weltweit viele Versuche, einen kostenlosen Naherkehr zu installieren. Fast alle sind nach mitunter jahrzehntelangen Erfahrungn gescheitert - angeblich aus Kostengründen. Sicher, es müsste sich jemand hinsetzen und große Berechnungen anstellen. Aber welche Summe am Ende auch herauskommt: Es geht um unseren Lebensraum, um die Bewahrung unserer Umwelt. Und Geld wäre dafür - zumindest in Deutschland - genügend vorhanden. 

Funktionieren kann das Ganze natürlich nur, wenn Mobilität für jeden Menschen kostenlos erhältlich ist. Denn es muss ja einen Anreiz geben, auf das geliebte Auto zu verzichten.Aber Geld ist die eine Sache. Die Strukturen müssen geschaffen werden. Dafür muss der Nah- und Fernverkehr so ausgebaut werden, dass man barrierefrei wirklich in jeden Winkel unseres Landes gelngen kann.




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