Mittwoch, 30. August 2017

Wie barrierefrei ist die IGA 2017 in Berlin?



Heute war ich auf der IGA in Berlin, um für einen Artikel zu recherchieren, der in Kürze im Magazin PARAlife erscheinen wird. Um Euch neugierig darauf zu machen, veröffentliche ich an dieser Stelle
schon ein paar kleine Videosequenzen. Und so viel sei - trotz aller Kritik - schon verraten: Ein Besuch lohnt sich, auch im Rollstuhl. Denn nur wenn man selbst vor Ort war, kann man mitreden.


Besonders schön waren die Dahlien. Dazu nehme ich Euch mit auf eine kleine Scooterfahrt:


Interessant war auch der Christengarten:


Der Hochgarten gibt einen Einblick, wie man zum Beispiel auch aus dem Rollstuhl heraus Beete bepflanzen kann:



Und hier könnt ich mich auf der Rückfahrt direkt in der Gondel der Seilbahn begleiten:


Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig neugierig machen. Es wird auf jeden Fall nicht nur um die Frage der Barrierefreiheit gehen, sondern zum Beispiel auch darum, wie sinnvoll Gartenausstellungen für die Regionen sind.

Samstag, 26. August 2017

Guten Morgen Trier!





Als ich im August einen Tag in Trier verbrachte, traf ich unter anderem Gerd Dahm, den Beauftragten der Menschen mit Behinderungen der Stadt Trier. Mit ihm sprach ich über die Barrierefreiheit dieser alten Römerstadt, die er als durchwachsen einschätzte. Er sagte mir, dass oftmals immer noch der Denkmalschutz gegenüber der Barrierefreiheit überwiege. Viel Kopfsteinpflaster sei verlegt und ein Toilettenkonzept fehle noch völlig. Relativ wenig Probleme gebe es aber bei der Gestaltung des barrierefreien ÖPNV.

SERVICE
Wer als Mensch mit einer Mobilitätseinschränkung weiterführende Informationen sucht,
kann hier schauen:
http://www.trier-info.de/barrierefreies-trier

Ich habe mich in diesem Zusammenhang erinnert, dass ich bereits im Jahre 2005 einen Artikel über "Rhein und Mosel" für das Magazin PARAPLEGIKER geschrieben habe, den ich an dieser Stelle noch einmal veröffentlichen möchte. Einziger Unterschied zu damals: Ich bin jetzt eher mit der Bahn als mit dem Auto unterwegs.




Reise zu Rhein und Mosel:

Wein und Romantik

Ich bin eine Vielreisende, und zwar aus Leidenschaft. Sobald ich ein paar Tage zu Hause verbracht habe, überfällt mich eine Unruhe und es zieht mich hinaus, um Neues kennen zu lernen, neue Landstriche und vor allem neue Menschen. Wegen meiner Gehbehinderung reise ich am Liebsten auf eigene Faust mit dem Auto. Auf die Weise komme ich überall hin, niemand muss auf mein langsames Gehtempo Rücksicht nehmen und ich kann soviel Gepäck mitnehmen, wie ich will.

Eines meiner Lieblingsreiseziele in Deutschland ist der Rhein. Vielleicht liegt das daran, dass ich selbst gern einen guten Tropfen trinke und mir das Temperament der Rheinländer so gefällt. Sicherlich ist es aber auch die einzigartige Landschaft mit ihren Weinbergen, den vielen Burgen und Schlössern und den verträumten kleinen Orten links und rechts des Weges.

Der Moselwein ist der Wein für den Karneval, er muss perlen, wenn er ins Glas kommt. Frisch und noch etwas rebellisch trinkt man den und vor allem nicht wenig. Die Weine vom Rhein hingegen soll man erst trinken, wenn sie ausgereift sind. Ich wollte den Unterschied herausfinden. Meine eigentliche Aufgabe bestand zwar nicht darin, Wein zu probieren, sondern Hotels und Sehenswürdigkeiten der Region auf ihre Barrierefreiheit zu prüfen. Aber warum sollte ich nicht das Nützliche mit dem Praktischen verbinden?

Ich bezog zunächst Quartier im Hotel „Haus Oberwinter“. Dieses Hotel liegt bei Remagen, 10 bis 15 Autominuten südlich von Bonn, auf einer kleinen Anhöhe. Nähert man sich aus Richtung Bonn, muss man die scharfe Kurve am Fuße der Anhöhe schon etwas geschickt nehmen. Doch oben angekommen, entschädigt der herrliche Blick auf den Rhein sofort. Ich konnte mich davon überzeugen, dass dieses Hotel gut für den Aufenthalt von Menschen mit Behinderungen, auch für Gruppen, geeignet ist. Mit dem Fahrstuhl erreicht man jede Etage des Hauses, die sanitären Anlagen der modernen Zimmer verfügen über die entsprechenden Haltegriffe, die Duschen sind unterfahrbar und das Schwimmbad des Hauses ist mit einem Lifter ausgestattet. Besonders gefiel mir allerdings, am Morgen die Frühnebel über dem Rhein aufsteigen zu sehen und den Abend auf der Terrasse bei einem Glas Wein ausklingen zu lassen.

Berollbare Ruinen
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg nach Trier, um auf den Spuren der Römer zu wandeln. Den Stadtführer für Menschen mit Behinderungen hatte ich vorher aufmerksam studiert. Das Thermometer zeigte bereits am Morgen weit über 20 Grad an. Ich befuhr ohne Eile die Bundesstraße 9 bis kurz vor Koblenz und genoss die Landschaft mit dem Rhein zur Linken und den Weinbergen zur Rechten. Dann wechselte ich auf die A 48 und überquerte schließlich die Mosel, kurz bevor ich Trier erreichte.



Als erstes besuchte ich die Kaiserthermen, laut Stadtführer teilweise für Rollstuhlfahrer zugänglich. Diese Ruine einer antiken Bäderanlage aus dem vierten Jahrhundert ist überraschend gut erhalten. Mühsam stieg ich die alte Steintreppe herab in die weit verzweigte wieder ausgegrabene luxuriöse Bäderkultur vergangener Tage. Diese unterirdischen Gewölbe sind natürlich für Rollstuhlfahrer nicht befahrbar. Die Ruine lässt sich aber auch von außen entdecken, um sich so einen Eindruck von der Lebensweise der Römer zu verschaffen, zumal der nahe gelegene Palastgarten mit dem Kurfürstlichen Palais zu einem Spaziergang einlädt.

Im Amphitheater werden die Spektakel der Gladiatoren- und Tierkämpfe erst in ein paar Tagen beginnen. Die Porta Nigra war leicht zu finden, schwarz und gewaltig stand sie mitten im Zentrum. Der Dom, die älteste deutsche Bischofskirche und die daneben liegenden Liebfrauenkirche bilden zusammen eine antike Doppelkirchenanlage. Beide sind gut berollbar. (Was man vom Karl-Marx-Geburtshaus nicht sagen kann; Anm.d.Red.)

Ich bummelte noch eine Weile durch die Gassen, kaufte Obst auf dem Hauptmarkt mit seinem Petrusbrunnen und den Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In Trier schien es nicht diese hektische Geschäftigkeit zu geben wie in vielen anderen deutschen Städten, die Leute schlenderten gemächlich über Straßen und Plätze, saßen in einem der zahlreichen Straßencafés und manche gönnten sich schon jetzt einen Schoppen Wein in Vorfreude auf die bevorstehende Weinernte. Trier gilt als die Wiege deutscher Weinkultur. Alles, was sich in Deutschland auf Wein, Weingeschichte und -brauchtum bezieht, findet in Trier seinen Ursprung. 2 000 Jahre Weinanbau, Weinhandel und Weinkultur haben die Römerstadt geprägt. Irgendwann war ich völlig erschöpft, die Füße brannten. Ich freute mich darauf, zum Abendessen auf der Terrasse im „Haus Oberwinter“ einen kühlen Riesling zu trinken.

Trinken und sinnieren
Auch die Koblenzer Altstadt bietet zahlreiche Kulturdenkmäler und historische Bauwerke. Von der Preußischen Festungsanlage Ehrenbreitstein aus kann man 118 Meter in die Tiefe hinunter sehen auf das Deutsche Eck mit dem wieder errichteten Reiterdenkmal, dort wo sich Rhein und Mosel treffen. Das Hotel „Zum Stüffje“, das mitten im Stadtzentrum unweit vom Deutschen Eck liegt und über 10 rollstuhlfreundliche Zimmer verfügt, ist nur fünf Gehminuten entfernt vom Weindorf direkt am Rhein. In vier großzügigen Weinhäusern, deren idyllischer Mittelpunkt der Dorfplatz ist, kann man gesellige Stunden verbringen und Weine vom Rhein und von der Mosel ganz nach Herzenslust probieren.

Wer an den Rhein fährt, denkt natürlich unwillkürlich an die Loreley, die viel besungene Jungfrau auf dem Felsen über dem Rhein, die so viele Schiffer ins Verderben gestürzt hat. Der Loreleyfelsen war mit seinem Besucherzentrum und dem Landschaftspark eines der weltweiten Projekte der EXPO 2000 und wurde in diesem Zusammenhang barrierefrei gestaltet. Tatsächlich ist das gesamte Gelände gut berollbar, eine Behindertentoilette ist vorhanden und man kann auch aus der Perspektive eines Rollstuhlfahrers den Blick über das Rheintal genießen. Die Erlebnisausstellung vermittelt auf unterhaltsame Weise Wissenswertes über den Mythos Loreley, aber auch über alle Einzelheiten der Region.

Vom Besucherzentrum aus fuhr ich hinunter nach Goarshausen zu einer der Anlegestellen der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft. Als einzige Reederei befährt die KD täglich mehrfach die gesamte Strecke des UNESCO Welterbes Mittelrhein. Diese Reederei verfügt zum Teil über ganz moderne Schiffe, auf denen auch Rollstuhlfahrer bequem per Lift ans Oberdeck gelangen und den Blick auf die Landschaft wirklich genießen können. Seit dem 17. Juni letzten Jahres hat die KD-Schifffahrt ein neues Flaggschiff, „MS RheinEnergie“, das größte und modernste Flussschiff Europas.

Am letzten Tag meiner Erkundungstour ging es noch einmal an die Mosel. In Cochem erwartete mich ein buntes Gewimmel von Touristen, die sich fröhlich in den engen Gassen und auf den Märkten der Altstadt tummelten. Wahrzeichen der Region ist natürlich die weithin sichtbare Reichsburg, die hoch auf dem Felsen über dem Ort thront. Leider ist es für Rollstuhlfahrer so gut wie unmöglich, dort hinauf zu kommen. Der Shuttle-Bus bringt die Besucher hinauf, allerdings nur bis 300 Meter unterhalb der Burg. Doch dann folgt das schwierigste und steilste Stück auf Sandwegen.

Der Wein bestimmt das Leben im Cochemer Land. Nirgends gedeiht der Riesling vortrefflicher als an den steilen Schieferwänden der Mosel. Deshalb wird an jeder Ecke auch der Moselwein zum Kauf angeboten. Zu Hause kann man dann in Ruhe und ausgiebig vom Mosel und vom Rheingau trinken und darüber sinnieren, worin wohl die Unterschiede liegen…

Text & Fotos:
Margit Glasow


Donnerstag, 24. August 2017

Immer der Nase nach!

Abenteuer Bahn Teil II



Ich liebe es - welche Überraschung - zu reisen. Unterwegs zu sein, Menschen zu begegnen. Immer neue Eindrücke aufzusaugen. Immer der Nase nach. Und ich liebe es, mit der Bahn zu fahren. So war es früher und so ist es heute. Früher, Anfang 20,  bin ich viel durch die damalige DDR getrampt, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen. Dann - nach der Kehre, wie Uwe Deimle die Ereignisse um 1989/1990 zusammenfasst - habe ich, zusammen mit meinem damaligen Mann, einige Jahre ein Reiseunternehmen für Menschen mit Behinderungen geleitet. Erst im Vorfeld die Reisen recherchiert, dann die Gruppen begleitet - nicht nur in Deutschland. Besonders in Skandinavien, in diese weite Landschaft mit seinen Seen und Wäldern, habe ich mich verliebt. Diese Sehnsucht ist immer noch lebendig.



Die Reise nach Trier hat Erinnerungen in mir geweckt. Deshalb gestattet mir, bevor ich meinen Blick wieder nach Mecklenburg-Vorpommern wende, zurückzuschauen und ein wenig davon zu berichten .....


Samstag, 19. August 2017

Abenteuer Bahn

Ich sitze im Berliner Hauptbahnhof fest. Nichts geht mehr. Es ist 19.08 Uhr. Eigentlich wollte ich schon längst im ICE in Richtung Frankfurt unterwegs sein, dort übernachten und morgen früh weiter nach Trier fahren. Aber nun gab es auf der Strecke Brandanschläge. Mein nächster Zug fährt - hoffentlich - um 20.51 Uhr. Um 2.31 Uhr werde ich in Frankfurt ankommen. Das heißt, an Schlaf im Bett ist nicht zu denken, nur ein paar Stunden im Zug werden drin sein.


 20.51 Uhr. Der IC nach München hat tatsächlich pünktlich den Hauptbahnhof verlassen, obwohl die meisten Züge noch nicht wieder fahren. Aber ob das was mit dem Schlafen hier im Zug wird, da habe ich meine Zweifel. Neben mir eine Gruppe junger Sachsen, die einen ziemlichen Vorrat an Bier vor sich stehen hat. Überall werden die Flaschen ausgepackt, in den wenigsten ist Wasser. 
Wie dem auch sei, ich hoffe, morgen kurz nach 8.00 Uhr in Trier zu sein, dann in Ruhe irgendwo in der Morgensonne einen Kaffee zu trinken und mir vor meinem Termin um 11.00 Uhr noch ein paar Dinge anzusehen. Porta Nigra zum Beispiel ist nicht weit vom Bahnhof entfernt..Das ist das am 
besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen. Ich war schon einmal in Trier, ist einige Jahre her. Aber ich erinnere mich, dass ich insbesondere vom Porta Nigra und von den Kaiserthermen sehr beeindruckt war.  


Es ist inzwischen 02.56 Uhr. Umsteigen in Frankfurt am Main zur Weiterfahrt nach Koblenz. Es ist kalt hier auf dem Bahnhof. Aber immerhin habe ich doch ein wenig geschlafen. Wenn es auch in Erfurt einen längeren unvorhergesehenen Halt wegen eines Polizeieinsatzes  gab. Die Zugbegleiterin hatte die Polizei um Unterstützung gebeten, weil in einem Wagen geraucht wurde. Okay, zumindest 
keine Verletzten. Manchmal haben Verspätungen auch ihre guten Seiten. Die halbe Stunde sitze ich jetzt weniger hier auf dem Bahnhof.

Erstaunlich finde ich, wie voll die Züge nachts sind, jetzt im Sommer - viele Urlauber sind mit Riesenrucksäcken und guter Laune unterwegs. Da ist nichts mit Beine hochlegen und ausstrecken, obwohl gerade das wichtig für mich wäre. Trotzdem, der nächste Streckenabschnitt dauert fast zwei Stunden. Zeit, noch mal die Augen zuzumachen.

Koblenz Hauptbahnhof. Der erste Kaffee. Er schmeckt fürchterlich, aber er wirkt. Dazu ein Käsebrötchen. Ich hasse diese Backwaren auf den Bahnhöfen aus schlechten Mischungen mit viel Auszugmehl und reichlich Zusatzstoffen. Aber ich habe Hunger und keine Alternative. Und esist mir nach dieser Nacht auch wirklich egal, was ich in mich hineinstopfe. Die Reue wird erst am Ende der Reise kommen.
Von Koblenz geht es weiter mit Schienenersatzverkehr bis Kobern-Gondorf. Und zum Schluss die Regionalbahn nach Trier. Langsam geht die Sonne auf. Der Blick auf die Mosel ist wunderschön.


Guten Morgen Trier!

Dienstag, 15. August 2017

Eine Rikscha bitte!  

Der Verkehr der Zukunft - eine Vision

Hanse Sail Teil 3

Eigentlich wollte ich nichts mehr zur Hanse Sail schreiben. Doch dann erreichte mich folgender Kommentar von Thomas S. aus Rostock auf Facebook und veranlasste mich, doch noch ein paar Gedanken zu spinnen:

"Die Hanse Sail finde ich insgesamt laut, übervölkert, Teils seltsam riechend und den totalen Kommerz. Eigentlich das selbe wie Weihnachtsmarkt, nur mit dem Unterschied, dass die auf dem Weihnachtsmarkt zur Dekoration aufgestellten Bäume acht Monate später bereits zu Segelschiffen weiterverarbeitet wurden, weshalb der Schwerpunkt an der Uferkante statt der Innenstadt liegt. ;-P Aber dieses Jahr bringt sie zwei Mal einen angenehmen Nebeneffekt, nämlich eine voll gesperrte Bundesstraße, mit sich. Ein befreiendes Gefühl, den über Jahrzehnte der Blechlawine zugeschlagenen Raum, wenn auch nur kurz, für schusters Rappen zurück zu beschlagen. :-D (y) Bin die Strecke gleich zwei Mal gewandert, sah dort  sogar ein Paar Leute, die dort mit beräderten Surfbrettern oder besegelten Skateboards unter Wegs waren, die Gunst der Stunden nutzend. :-) Wer auch noch will, heute ab 17 Uhr Am Strande von Grubenstraße bis Am Kanonsberg. Denn jeder m² ohne Blechlawine is ein guter Quadratmeter. :-P“
Aber im Ernst: Ein kostenloser öffentlicher Personenverkehr wird langfristig die einzige Rettung unserer Lungen und Städte sein."

Zwei Dinge möchte ich aus meiner ganz persönlichen Sicht anmerken:
Zum einen war für mich der Weg über die Hanse Sail zum Teil sehr beschwerlich. Das fängt 
damit an, dass der Stadthafen durch den ÖPNV eigentlich nicht zu erreichen ist. Man muss 
also schon mal vorarbeiten, um dorthin zu kommen. Laufen. Dass das anstrengend ist, kann sich vielleicht kaum jemand vorstellen, der noch nicht in einer solchen Situation war wie ich. Aber wenn man letztendlich seine Kraft für die Strecke vor Ort braucht, ist man gezwungen zu überlegen, wie man den Weg dorthin möglichst kraftsparend bewältigt. Und ich denke, das geht nicht nur mir so.

Hinzu kommt, dass im Stadthafen viel Kopfsteinpflaster verlegt ist. Und dann fing es am Samstag, als ich mich, angelockt von ein paar Sonnenstrahlen, entschlossen hatte, doch noch an der Wasserkante vorbeizuschauen, wieder an zu regnen. Das machte die ganze Angelegenheit ziemlich rutschig. Zum Hinsetzen gab es wenig Gelegenheit - es sei denn, man wollte einen Caipi trinken. Wollte ich aber nicht, sondern mich umsehen. Und so etwa 
ab 18.00 Uhr merkte ich, wie die Stimmung sich veränderte. Ich musste zunehmend aufpassen, dass mich nicht irgendein Betrunkener anrempelte oder über meine Krücken 
stolperte. Insofern hätte ich mir eine Rikscha gewünscht, mit der ich mich gern sicher über das Gelände hätten fahren lassen.


Es gibt ja Leute, die meinen, das mit der Rikscha sei unmenschlich - wegen der Anstrengung. Nun ja, ich weiß nicht, ob das so stimmt oder ob es eher darum geht, die Autoindustrie zu befördern. Und natürlich dürften die Fahrer nicht unter Mindestlohn bezahlt werden. Doch das sollte bei Veranstaltungen wie der Hanse Sail drin sein, und zwar so, dass der Kunde diesen Service kostenlos erhält. 

Und damit bin ich bei meiner zweiten Anmerkung zum Kommentar von Thomas S., dem kostenlosen - und hoffentlich barrierfreien - ÖPNV. Ich habe so eine Vision von einem ÖPNV und - das möchte ich ausdrücklich betonen - auch Fernverkehr. Er müsste langfristig - vielleicht in einem Projekt von etwa 20 Jahren (keine Ahnung, ob das realistisch ist) in 
jedem Winkel von Deutschland ausgebaut und dafür alle Personenkraftfahrzeuge - auch Elektrofahrzeuge (mit wenigen Ausnahmen zum Beispiel für Notärzte, ähnlich wie auf der Insel Hiddensee) abgeschafft werden. Sämtliche Inlandsflüge natürlich auch. Das wäre aus meiner Sicht ein lohnenswertes Projekt der Zukunft, nachhaltig sowohl für die Umwelt als auch für jeden einzelnen Bürger.

Es gab in der Vergangenheit weltweit viele Versuche, einen kostenlosen Naherkehr zu installieren. Fast alle sind nach mitunter jahrzehntelangen Erfahrungn gescheitert - angeblich aus Kostengründen. Sicher, es müsste sich jemand hinsetzen und große Berechnungen anstellen. Aber welche Summe am Ende auch herauskommt: Es geht um unseren Lebensraum, um die Bewahrung unserer Umwelt. Und Geld wäre dafür - zumindest in Deutschland - genügend vorhanden. 

Funktionieren kann das Ganze natürlich nur, wenn Mobilität für jeden Menschen kostenlos erhältlich ist. Denn es muss ja einen Anreiz geben, auf das geliebte Auto zu verzichten.Aber Geld ist die eine Sache. Die Strukturen müssen geschaffen werden. Dafür muss der Nah- und Fernverkehr so ausgebaut werden, dass man barrierefrei wirklich in jeden Winkel unseres Landes gelngen kann.




Sonntag, 13. August 2017

Impressionen von der Hanse Sail

Teil 2

Mit dem Fotografiern bei Regen ist es wohl fast so, als würde man Erbsen und Wurzeln ohne Petersilie essen. Es fehlt ein wichtiges Detail. Gestern brachte ich deshalb von meinem Besuch auf der Hanse Sail kaum irgendwelche guten Fotos mit nach Hause, nur ein paar spezielle Gedanken, die ich in Kürze mit Euch teilen werde. Heute aber endlich Sonne. Und so habe ich mich noch mal in Richtung Warnemünde aufgemacht, um ein paar Impressionen einzufangen.

Zum Beispiel, als die "Kruzenshtern" zurück in den Hafen lief. Das russische Segelschulschiff ist eine Viermaststahlbark. Heimathafen des Windjammers ist Kaliningrad.



Und ich habe eine Frau in einer echten Warnemünder Tracht am Leuchtturm fotografiert.











So, und jetzt reichts mit Hanse Sail. Jetzt wenden wir uns wieder a




Donnerstag, 10. August 2017

An der Bratwurst kam ich dennoch nicht vorbei

Hanse Sail 2017 ist eröffnet

Um es vorwegzunehmen: Ich liebe es, mir die Windjammer und Segler anzuschauen - sowohl von Landseite, mehr noch von der Wasserseite aus. Aber ich hasse es, dass für viele Besucher Essen, Trinken, Karussell - Jahrmarkt eben - im Mittelpunkt stehen, nicht der eigentliche Anlass dieses Treibens, die Segelregatta. Aber liege ich mit dieser Einschätzung tatsächlich richtig?

Ich wollte mich auf diesem Volksfest auf jeden Fall mal genauer umsehen, mir unter anderem einen Überblick verschaffen, was es denn alles Leckeres zu essen gebe. Gut, eventuell auch mal was probieren, um Euch zu sagen, was schmeckt. Aber ich fand irgendwie rund um die NDR-Bühne, auf der ich die Eröffnung verfolgte, nicht so richtig das, wonach ich suchte. Das typisch Regionale, das Frische - abgesehen vom Rostocker Pils. (Vielleicht nahm ich mir auch nicht genügend Zeit für meine Suche. Das werde ich in den nächsten Tagen noch nachholen.) Jedenfalls blieb ich schlißlich am Holzkohlegrill hängen. Da wusste ich zumindest, dass bei der Bratwurst nicht viel falsch zu machen war. Und sie schmeckte.

Zuvor hatte unsere neue Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) die Sail eröffnet. Sie präsentierte sich erst, nachdem die Offiziellen unserer Stadt ihre Begrüßungsstatements bereits gehalten hatten. Und sie versprach, dass sie das Ehrenamt rund um die Traditionssegler weiter stärken wolle. Als erfrischend empfand ich, dass Bürgerschaftspräsident Wolfgang Nitsche (DIE LINKE) seine Verärgerung darüber äußerte, dass die ansässigen Hotels gerade das Dreifache ihrer sonst üblichen Preise abkassierten.

Marco Vogt, Radiomoderator bei NDR 1, wies unter anderem darauf hin, dass es einen Gebärdensprachdolmetscher "für alle Menschen mit Handicap" gebe. Ich hörte das Wort "Handicap" mit gemischten Gefühlen - aus zwei Gründen. Natürlich finde ich es klasse, dass zwei Gebärdensprachdolmetscher im Einsatz waren. Aber doch wohl eher für Menschen, die nicht hören können. Für einen Rollstuhlfahrer dürfte das jetzt nicht so unbedingt hilfreich sein. Zum anderen hasse ich das Wort "Handicap" deshalb, weil damit versucht wird, ein scheinbar salonfähigeres Wort als "Behinderung" zu verwenden. Für mich hinterlässt es den Eindruck, hier wird über etwas sehr Seltsames, Fremdes gesprochen.

Was meine Heiterkeit erregte: Marco Vogt kam bei der Eröffnung extra auf mich zu, als er sah, dass ich ihn unbedingt vor die Linse bekommen wollte. Natürlich wollte ich das - für Euch! Er fragte mich, ob er denn auch vernünftig angezogen sei. Ich nickte. Nun, er war es, wenn auch für
meinen Geschmack etwas zu bieder.




Mit der "Wappen von Ueckermünde", dem so genannten Rollisegler, habe ich bereits vor zwei Jahren eine Ausfahrt gemacht. Auch in diesem Jahr wird dieser Segler als einziges Schiff benannt, mit dem man auch mit dem Rollstuhl die Sail von der Wasserseite erleben kann.







Montag, 7. August 2017

Barrierefrei auf die Hanse Sail 

Am Donnerstag startet die 27. Hanse Sail. Schon jetzt laufen die Aufbauarbeiten auf Hochtouren.
Ich werde Euch ausführlich berichten, inwieweit die Hanse Sail barrierefrei ist und was es Sehens- und Hörenswertes gibt.



Von meinen Besuchen in den letzten Jahren weiß ich, dass Ausfahrten mit dem Rollisegler, der "Wappen von Ueckermünde", auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind (siehe Foto unten).


In diesem Jahr will ich aber noch weiter herausfinden, was denn sonst so geht ...für alle.

Ihr könnt Euch schon heute informieren unter:
https://www.hansesail.com/27-hanse-sail-rostock/barrierefrei-auf-der-sail-2017.html

Und dann freue ich mich, Euch entweder vor Ort zu treffen oder Feedback von Euch zu erhalten.

Herzliche Grüße aus Rostock sendet Euch
Margit