Samstag, 29. Dezember 2018

Zeit für Veränderungen




Ich hatte überlegt, ob ich in diesem Jahr zum Jahreswechsel endlich einmal nach Lüdinghausen in das Kloster der Franziskanerinnen fahren sollte. Nicht, weil ich gläubig geworden wäre. Nein, ich wollte zur Ruhe kommen, nachdenken, längst überfällige Entscheidungen treffen. Ich wollte - wie in meinem letzten Beitrag beschrieben - den roten Faden finden. Eine gute Freundin hatte mir schon vor Jahren dieses Frauenkloster empfohlen. Doch bisher war es nur bei diesem Gedanken im Hinterkopf geblieben. Und immer, wenn ich seitdem über ein solches Vorhaben sprach, lachten mich meine Freunde aus. Ich fühlte mich missverstanden.

In diesem Jahr stand ich tatsächlich davor, diese Idee in die Tat umzusetzen. Denn ich konnte nicht so weitermachen wie bisher. Dazu vergingen die Jahre zu schnell. Ich wollte nicht länger auf 1000 Hochzeiten herumtanzen. Denken, alles sei wichtig. Und am Ende begreifen, dass es nur eine flüchtige Berührung war. Nein, ich wollte mich bei einigen Dingen in die Tiefe graben. Allerdings fragte ich mich, ob ich mich schon wieder auf die Reise begeben wollte. Mein Körper sagte mir: Setz dich auf deine Couch und denke aus dieser Perspektive darüber nach, was du willst – mit Abstand. Ab und zu steh auf und sortiere deine Bücher und Unterlagen. Nimm sie in die Hand und frage Dich: Sind diese Dinge noch wichtig? Für Dich? Was kannst Du schaffen? Was willst Du schaffen?



So entschloss ich mich eines morgens, meine Wohnung für ein paar Tage zu "meinem" Kloster zu machen. Ausmisten. Sortieren. Ich nahm Bücher in die Hand, von denen ich schon lange nicht den Staub gewischt hatte. Ich grub mich in alte Zeitungen und Zeitschriften, begann, unendlich viel Papierkram wegzuwerfen.



Und ließ dabei das alte Jahr Revue passieren. Ich stellte fest, dass es ein sehr bewegtes, ein durchaus erfolgreiches Jahr gewesen war. Und begriff: Wenn mir eins weiterhin wichtig war, so war es der Wunsch, Geschichten zu erzählen. Geschichten von Menschen abseits des Mainstreams. Egal ob mithilfe des geschriebenen oder des gesprochenen Wortes. Da war die Erfahrung Radio, die ich seit knappen zwei Jahren machte. Welch wunderbares Medium, Menschen die Gelegenheit zu geben, über sich und darüber zu reden, was ihnen wichtig war. Welch Hochgefühl, im Studio am Pult zu sitzen und mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen. Das wollte ich auch in Zukunft tun.

Und da war die Erfahrung, mit dem Verein Inclusio Medien e. V. (www.inclusio-medien.de) die Polit-Talk-Runde "Du hast das Wort" nicht nur zu moderieren, sondern auch inhaltlich zu gestalten, eigene Themen zu setzen, Gäste auszuwählen und einzuladen. Nach genau zwölf Monaten konnte ich sagen: Ich freue mich auf weitere zwölf Monate. Für die Radio- und die TV-Sendung auf dem Offenen Kanal Alex Berlin nehme ich es gern auf mich, mehrmals im Monat im fünf Uhr aufzustehen und nach Berlin zu fahren.

Das alles aber hat seinen Preis. Ein paar Dinge werde ich nicht mehr machen. Dafür habe ich Entscheidungen getroffen, die nicht jeder begrüßen und vielleicht auch nicht jeder verstehen wird. Aber wie sagte neulich jemand treffend zu mir: Einen Tod stirbt man immer.



Liebe Freundinnen, liebe Freunde, ich danke Euch für Euer Vertrauen.
Für das neue Jahr wünsche ich Euch viel Kraft und Freude bei der Verwirklichung der Dinge, die Euch wichtig sind.
Bleibt mir gewogen! Und bleibt vor allem kritisch!

Herzliche Grüße
Eure Margit Glasow

Montag, 24. Dezember 2018

Weihnachten - abtauchen, schreiben, Musik hören oder weiterlaufen?

Copyright: Hans-Peter Stavenhagen

Ich sitze auf meiner Couch und denke darüber nach, wie sinnvoll das nun alles mit Weihnachten ist. Ich hatte mich so auf die freien Tage gefreut, wollte meine Wohnung ausmisten, von überflüssigem Zeug, vor allem Papier, von Unwesentlichem befreien. Gedanken ordnen, schreiben und darüber nachdenken, was mir in der Zukunft wichtig ist, welchen Dingen ich mich intensiv zuwenden will, welche eher vernachlässigen. Aber irgendwie laufe ich mir selbst hinterher, ein Termin - Geburtstage, Weihnachtsfeiern und so weiter - jagt den nächsten. Zum Teil alles schöne Sachen. Gestern zum Beispiel war ich mit einem meiner Enkel und meiner Tochter in der Rostocker StadtHalle. Wir haben uns den "Traumzauberbaum", ein Familienmusical mit dem Reinhard Lakomy-Ensemble, angesehen. Ein toller Nachmittag.

Trotzdem - ich hatte mir die Tage anders vorgestellt. Nicht nur Dinge abarbeiten, sondern auf mich wirken lassen. Den roten Faden finden. Davon bin ich weit entfernt. Allerdings habe ich in diesem Jahr etwas getan, was ich noch nie getan habe. Ich habe mir selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Ich habe mir einen Wunsch erfüllt, den ich schon lange hegte, dessen Umsetzung ich aber immer wieder verschob. In meinem Wohnzimmer steht jetzt eine Stereoanlage und ich bin total entzückt, welch großartiger Klang man diesem Teil entlocken noch. Und noch besser. Endlich steht daneben ein Plattenspieler und ich kann meine alten Platten abspielen. Zeit für mich. Ich habe seitdem den Fernseher nicht mehr eingeschaltet, sondern sitze einfach nur so da und lausche. Und mache eine Entdeckung nach der anderen. Zum Beispiel die großartige Tina Diko. Sting sowieso. John Lee Hooker und viele mehr. Und während ich hier so auf meiner Couch sitze und eigentlich über gar nichts nachdenke, die Gedanken einfach vorbeiziehen lassen, wird einiges einfacher, klarer.

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Frohe Weihnachten und eine geruhsame, kreative Zeit wünsche ich allen, die diese Zeilen lesen. Ich freue mich darauf, Euch alle im neuen Jahr wiederzusehen. Mit Euch zu reden.