Donnerstag, 28. September 2017

Vorbereitung auf die REHACARE



Es ist wieder soweit. Am kommenden Mittwoch beginnt die REHACARE. Und ja, ich werde dabei sein. Ich habe insbesondere zwei Ziele in Düsseldorf: Zum einen möchte ich mich umsehen, was es in punkto barrierefreiem Tourismus an Angeboten gibt. Vielleicht finde ich neue Reiseziele, die ich für Euch besuchen und darüber in meinem Blog berichten kann. Als kleine Einstimmung werde ich für Euch am Wochenende noch einmal meine Reise nach Erfurt in Erinnerung rufen, die ich 2014 für das Magazin unternommen hatte. Erfurt ist ja bekanntlich eine der Städte, die Mitglied der AG Barrierefreie Reiseziele ist.

Zum anderen will ich mich auf der Messe in Düsseldorf nach Möglichkeiten umschauen, wie ich meine persönliche Mobilität langfristig erhalten und vielleicht sogar noch verbessern kann. Im Klartext: Ich werde mir Handbikes und andere fahrbare Untersetzer anschauen. Immerhin will ich ja weiterhin in Stadt und Land unterwegs sein. Das Teil muss also auch tauglich sein, um in der DB mitgenommen zu werden. Ich werde Euch ausführlich von meinen Entdeckungen berichten.

Wer Lust hat, in der Zeit von Mittwochvormittag bis Freitagmittag mit mir ein Käffchen in der Presselounge oder anderswo rund um die Messe zu trinken, kann sich gern bei mir melden.
Ich freue mich auf Euch.

Sonntag, 24. September 2017

Gegen die Höhenangst - Stück für Stück dem Himmel entgegen




Es war der 2. August. Mein Zug nach Bergen auf Rügen ging früh, schon um 7.00 Uhr. Von dort weiter mit dem Bus bis Prora Forsthaus. Nein, ich wollte an jenem Tag nicht auf den Spuren der Geschichte des "Kolosses von Prora" wandeln. Die Auseinandersetzung damit hob ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf. Ich wollte auch nicht darüber befinden, ob es umweltverträglich war, hier mitten in die Natur einen Baumwipfelpfad zu setzen. In die Beantwortung dieser Frage wollte ich mich ebenfalls ausfühlich vertiefen. Ich wollte mir die Sache ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit anschauen. Hatte ich doch schon einiges darüber gehört, dass in dieser Beziehung nicht alles optimal umgesetzt worden sei.

Zunächst versuchte ich allerdings, das Knurren des Busfahrers, der an diesem Tag wohl besonders schlechte Laune hatte und von jedem Touristen genervt zu sein schien, zu ignorieren. Der Humor sitzt halt hier oben manchen Leuten nicht gerade auf der Zungenspitze. Den muss man mitunter von ganz tief unten ausbuddeln. Ich wollte mir den Tag aber nicht verderben lassen, denn die Sonne schien endlich einmal ausgiebig, was ja in diesem Sommer nicht allzu oft der Fall war. Frohen Mutes marschierte ich los, immer in der Mitte des Holzweges, der sanft bergan führte. Ich ließ dabei die mächtigen Baumkronen der Buchen auf mich wirken - meine Höhenangst hielt sich noch in Grenzen. Die Besucher können sich hier in einer Höhe von 4 bis 17 Metern über dem Erdboden einen Eindruck der Tier- und Pflanzenwelt des umgebenden Buchenmischwaldes und von den Erlenbrüchen verschaffen.

Ich lief auf dem insgesamt 1.250 Meter langen Pfad an verschiedenen Erlebnisstationen vorbei. An einer Wasserpumpe konnte man zum Beispiel durch Kurbeln nachempfinden, welche Kraft ein Baum aufbringen muss, um Wasser über die Wurzeln bis in die Baumwipfel zu transportieren. Ich selbst probierte das nicht aus, sondern schaute den Besuchern dabei zu, während ich einen Moment auf einer Bank verweilte. Viele Gruppen und Einzelwanderer waren unterwegs, alle interessiert und fröhlich.





Aber dann stand ich vor dem 40 Meter hohen Aussichtsturm, der - erklimmt man ihn - einen weiten Blick in die Rügener Landschaft erlaubt. Sollte ich da hinauf? 1000 Meter waren abermals angezeigt. Ein für mich weiter Weg, denn ich war ja schon ein Stück gelaufen .Ich entschied mich, so weit zu gehen, bis ich nicht mehr konnte - oder bis meine Angst mich übermannen würde. Ich konnte ja jederzeit umkehren. Doch je höher ich kam, umso mehr reizte es mich, weiter zu gehen. Ich schaute immer geradeaus, nur nicht hinunter blicken. Nein, dann durchströmte es mich fast schmerzhaft wie ein elektrischer Impuls. Nur noch zwei Rundungen, nur noch eine....




Oben. 82 Metern über dem Meeresspiegel. Ich schaute in die Ferne, auf das Wasser, erahnte die Kirchturmspitze von Stralsund und die Pylonen der Rügenbrücke. Der Turm wurde einem Adlerhorst nachempfunden, mit etwas Glück soll man von hier die heimischen Seeadler der umliegenden Wälder auf ihren Ausflügen beobachten können. Für mich aber zählte vor allem das Hochgefühl, diesen anstrengenden Marsch bis hier oben geschafft zu haben. Für mich an eine Grenze gekommen zu sein. Und die Weite empfinden zu können.



IGELKRITIK:
Der Baumwipfelpfad ist aus meiner Sicht nur bedingt barrierefrei. Wer den Pfad im Rollstuhl erklimmen will, muss relativ fit und ausdauernd sein, es sei denn, er bekommt Unterstützung. Was ich nicht verstanden habe, ist die Tatsache, dass es nur am Ende des Rundganges einen Fahrstuhl gibt. Man muss also zunächst alle Steigungen überwinden, bevor man den Fahrstuhl nutzen kann. Für blinde oder sehbehinderte Menschen habe ich - außer an der Bushaltestelle - kein Blindenleitsystem finden können. Das ist ein absolutes Manko.


Samstag, 23. September 2017

Rückfahrt nach Hause


Neun Tage Krankenhaus lagen hinter mir. Würde die Rückfahrt klappen? Immerhin konnte ich mich noch nicht wie gewohnt belasten. Ich brauchte also jemanden, der mich mit samt meines Koffers in den Zug setzte, ohne dass ich mich groß anstrengen musste.

Rat kam von einer Grünen Dame. Ich kannte diese ehrenamtlichen Damen und Herren, die wohl  schon seit über 40 Jahren bundesweit kranke und hilfebedürftige Menschen in mehr als 600 Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen besuchen, bisher nicht. Eine dieser Damen stand eines Morgens in meinem Zimmer und ich dachte mir, Fragen kostet nichts. Sie reagierte überaus freundlich und versprach, sich kundig zu machen. Eine Stunde später erschien sie erneut und übergab mir ein kleines Zettelchen - mit der Telefonnummer der Bahnhofsmission. Am Vorabend meiner Entlassung rief ich dort tatsächlich an. Und erhielt die Zusage, dass man mich mit meinem Gepäck zum Zug bringen würde. 

Als größter Unsicherheitsfaktor erwies sich die Frage, ob die Ärzte es schaffen würden, mir bis 9.30 Uhr die Entlassungspapiere zu übergeben. Und genau in dieser Hinsicht musste ich Druck machen - die Ärzte wussten, dass ich mit dem Zug um 11.09 Uhr ab Kölner Hauptbahnhof fahre wollte, dem einzigen Zug, der nach Rostock durchfuhr. Trotzdem - ich musste zweimal ins Schwesternzimmmer und an meine Papiere erinnern.

Aber dann lief alles nach Plan. Man brachte mich mit meinem Koffer zum Haupteingang, bestellte ein Taxi, das innerhalb von ein paar Minuten vorfuhr und mich bis zum Domplatz brachte.


Zwei Herren von der Bahnhofsmission erwarteten mich dort in ihren blauen Westen am Taxistand und übernahmen meinen Koffer. Ich hatte ausreichend Zeit eingeplant, so konnte ich in Ruhe eine Fahrkarte kaufen und sogar noch einen Tee in der DB Lounge trinken. Ich musste nur die kurzen Wege laufen und freundlch lächeln. Alle halfen mir. Und so saß ich schließlich im der 1. Klasse des IC nach Greifswald. Der Zug war zwar ziemlich voll und für eine Reservierung war es zu spät gewesen. Aber ich saß und benutzte zunächst meinen Koffer, um mein Bein hochzulagern. Ab Hamburg wurde es dann wie erwartet leerer. Pünktlich um 17.06 Uhr traf ich in Rostock ein. Fast zwei Wochen nach meiner Hinfahrt - endlich zu Hause. Mein Sohn erwartete mich und übernahm meinen Koffer. Vor mir lag ein ruhiger Abend mit Familie und gutem Essen.

Sonntag, 17. September 2017

Krankenhauskost - Kost, die kostet









Aus dem Salat wurde nichts. Frischer Salat am Wochenende in der Cafetería - ein Fall von denkste. Aus Frust stopfte ich mir zwei Stückchen Kuchen rein. Ganz ohne Nachdenken. Einfach nur mal wieder satt sein.


Nicht, dass das Krankenhausessen nicht eh schon schlecht wäre. Nein, ich hatte noch zwei Intoleranzen bei der stationären Aufnahme angegeben. Denn immerhin wirkt sich zum Beispiel eine Histaminintoleranz auch darauf aus, welche Medikamenten gegeben werden dürfen. Da war es wichtig, das anzugeben, auch wenn ich dafür in den meisten Fällen, auch bei einigen Ärzten, fragende Blicke erntete.


Meine Angaben hatten aber insbesondere eine Überfoderung der Diätassistemtin, die hier für jeden Patienten einen individuellen Speiseplan

erstellt, zur Folge. Im Gegensatz zu meiner Bettnachbarin bekam ich diese Person allerdings in allen Tagen meines Aufenthaltes nicht zu Gesicht.

Fühlte sie sich meinen etwaigen Fragen nicht gewachsen? Warum ich zum. Beispiel zum Frühstück jeden Tag ein Weizenbrütchen und eine

Roggenbrotschnitte mit Margarine und - für Brötchen und Stulle zusammen - einen Becher Honig bekam? Ohnehin nicht sehr üppig - wollte man, dass ich endlich ein paar Pfunde verlöre? Allerdings weiß jeder, der sich nur ansatzweise mit dem Problem der Nahrungsmittelunverträglichkeiten beschäftigt, dass Backwaren Milch enthalten und Honig Histamin. Zum Abendessen bekam ich wieder zwei Stullen mit Margarine, einer Scheibe - ebenfalls für beide Stullen zusammen - löchrigen Käses und einem kleinen Becher Pflaumenmus. Ab und zu einen laktosefreien Pudding oder Fruchtjoghurt. Auch das geht bei Histamin gar nicht. Das Mittagessen ohne jegliche Gewürze inklusive Salz - ich wusste gar nicht, dass ich herz- oder nierenkrank war.


Ich erhob Einspruch und bat darum, zum Frühstück nur noch Obst zu bekommen, immerhin hatte ich Hirseflocken dabei, die man nur mit heißem Wasser übergießen musste. Das zumindest bekam ich auf der Station. Zum Mittag wollte ich weder Fleisch noch Fisch und absolut keine Backwaren, am Abend nur Salat. Es klappte nach zwei Tagen tatsächlich, allerdings weiterhin ohne jeglichen Gewürze. Nun ja, eine schwierige Sache, insbesondere wenn man davon ausgeht, dass gesundes Essen auch zur Gesundung der Patienten beitragen soll.


Aus England kommt zum Beispiel eine Studie, wonach Krankenhausessen die Gesundheit gefährden kann. Das National Institute of Health and Care Excellence, das die Qualität des berüchtigten staatlichen Gesundheitswesens überprüft, hat angeblich herausgefunden, dass ältere Patienten das Krankenhaus oft mit Mangelerscheinungen verlassen. Weil sie das Essen entweder nicht vertragen oder sie es, hilfsbedürftig wie sie sind, nicht zu sich nehmen können.


Es ist schon merkwürdig. Man muss ins Krankenhaus, um gesund zu werden, und dann erkrankt man am Essen. Hierzulande isst übrigens gerade mal die Hälfte der Patienten in Krankenhäusern ihr Mittagessen auf, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festgestellt hat. Das wiederum

kann die Heilung verzögern und die Kosten erhöhen. Kein Wunder, dass Essen im Krankenhaus „Kost“ heißt.



























Samstag, 16. September 2017

Zwischenstation Krankenhaus Köln



Es war ein anstrengender Tag gewesen, der 8. September. Ich reiste zum Kongress "Eine Schule für alle. Inklusion schaffen wir" von Rostock nach Köln. Erst die lange Fahrt, dann mit dem Koffer in der einen und zwei Krücken in der anderen Hand ins Hotel, von dort direkt zum Kongress, um bei der abendlichen Podiumsdiskussion dabei zu sein. Als ich anschließend das Unigebäude verließ, regnete es heftig und ich hatte noch einen ziemlich langen Weg vor mir. Ein Taxi nicht in Sicht. Als ich endlich im Hotel war, spürte ich meine Erschöpfung.

Nachdem ich am nächsten Morgen die Hälfte des Weges zur Uni zurückgelegt hatte, beschloss ich, mir vom Kölner Neumarkt ein Taxi zu nehmen, denn ich hatte heftige Schmerzen im Oberschenkel und wollte das letzte, für mich nicht ganz kurze Stück, nicht laufen. Gesagt, getan. Ich stieg in ein Taxi und nannte dem Fahrer meinen Zielort: Hauptgebäude der Uni Köln. Er sah mich erstaunt an und fragte: "Wissen Sie, wie wir fahren müssen?"

"Nein", entgegnete ich. Er kannte den Weg nicht und auch das Navi gab ihm offensichtlich nicht die richtige Antwort, denn wir fuhren immer wieder im Kreis. Irgendwann forderte er mich auf auszusteigen. "Nein", sagte ich abermals entschieden. "Wie sie sehen, kann ich schlecht laufen", und deutete auf meine Krücken. "Außerdem habe ich Schmerzen und wenn sie mich hier mitten in einem mir unbekannten Gebiet rauslassen, habe ich ein Problem."

Ich ließ mir schließlich von einem Passanten auf der Straße den Weg erklären. Auch danach suchten wir noch eine Weile, ich wurde abermals aufgefordert auszusteigen, bis wir schließlich doch auf dem
Albertus-Magnus-Platz ankamen und ich etwa 30,00 € bezahlte statt der für die Entfernung angemessenen etwa 12,00 €. Aber gut, ich schluckte die bittere Pille.

Am Nachmittag machte ich mir zunehmend Sorgen um mein Bein, denn die Schmerzen wurden nicht besser. So beschloss ich, die Angelegenheit doch einem Fachmann vorzustellen, und begab mich in die kasssenärztliche Notaufnahme. Ergebnis: Keine befürchtete Thrombose, Entzündungswerte zwar hoch, aber warum, wusste niemand. Ich durfte wieder nach Hause.

Ich fuhr zurück ins Hotel. Erleichterung stellte sich nicht wirklich ein. Hätte ich darauf bestehen
sollen, zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben? Ich quälte mich stattdessen auch am darauffolgenden Tag zum Kongress, hielt bis zum Schluss durch und begab mich am Nachmittag wieder ins Hotel. Dann erst einmal was essen. Als ich mir am Abend mein Bein anschaute, wusste ich, dass ich handeln musste: Es war heiß, rot und dick angelaufen. Ich packte meine Sachen, rief mir
ein Taxi und fuhr ins Krankenhaus. Diagnose:Venenentzündung.

Nun bin ich nach einer knappen Woche Krankenhausaufenthalt auf dem Weg der Besserung. Ich habe die Tage genutzt: Ich habe viel nachgedacht, vor allem, was ich verändern muss und kann, um weiterhin mobil zu bleiben. Und ich habe endlich mal wieder in Ruhe ein Buch gelesen. Vor allem habe mir einen persönlichen Eindruck davon verschafft, was sich hinter dem Wort "Pflegenotstand" verbirgt. Darüber werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag berichten.