Sonntag, 17. September 2017

Krankenhauskost - Kost, die kostet









Aus dem Salat wurde nichts. Frischer Salat am Wochenende in der Cafetería - ein Fall von denkste. Aus Frust stopfte ich mir zwei Stückchen Kuchen rein. Ganz ohne Nachdenken. Einfach nur mal wieder satt sein.


Nicht, dass das Krankenhausessen nicht eh schon schlecht wäre. Nein, ich hatte noch zwei Intoleranzen bei der stationären Aufnahme angegeben. Denn immerhin wirkt sich zum Beispiel eine Histaminintoleranz auch darauf aus, welche Medikamenten gegeben werden dürfen. Da war es wichtig, das anzugeben, auch wenn ich dafür in den meisten Fällen, auch bei einigen Ärzten, fragende Blicke erntete.


Meine Angaben hatten aber insbesondere eine Überfoderung der Diätassistemtin, die hier für jeden Patienten einen individuellen Speiseplan

erstellt, zur Folge. Im Gegensatz zu meiner Bettnachbarin bekam ich diese Person allerdings in allen Tagen meines Aufenthaltes nicht zu Gesicht.

Fühlte sie sich meinen etwaigen Fragen nicht gewachsen? Warum ich zum. Beispiel zum Frühstück jeden Tag ein Weizenbrütchen und eine

Roggenbrotschnitte mit Margarine und - für Brötchen und Stulle zusammen - einen Becher Honig bekam? Ohnehin nicht sehr üppig - wollte man, dass ich endlich ein paar Pfunde verlöre? Allerdings weiß jeder, der sich nur ansatzweise mit dem Problem der Nahrungsmittelunverträglichkeiten beschäftigt, dass Backwaren Milch enthalten und Honig Histamin. Zum Abendessen bekam ich wieder zwei Stullen mit Margarine, einer Scheibe - ebenfalls für beide Stullen zusammen - löchrigen Käses und einem kleinen Becher Pflaumenmus. Ab und zu einen laktosefreien Pudding oder Fruchtjoghurt. Auch das geht bei Histamin gar nicht. Das Mittagessen ohne jegliche Gewürze inklusive Salz - ich wusste gar nicht, dass ich herz- oder nierenkrank war.


Ich erhob Einspruch und bat darum, zum Frühstück nur noch Obst zu bekommen, immerhin hatte ich Hirseflocken dabei, die man nur mit heißem Wasser übergießen musste. Das zumindest bekam ich auf der Station. Zum Mittag wollte ich weder Fleisch noch Fisch und absolut keine Backwaren, am Abend nur Salat. Es klappte nach zwei Tagen tatsächlich, allerdings weiterhin ohne jeglichen Gewürze. Nun ja, eine schwierige Sache, insbesondere wenn man davon ausgeht, dass gesundes Essen auch zur Gesundung der Patienten beitragen soll.


Aus England kommt zum Beispiel eine Studie, wonach Krankenhausessen die Gesundheit gefährden kann. Das National Institute of Health and Care Excellence, das die Qualität des berüchtigten staatlichen Gesundheitswesens überprüft, hat angeblich herausgefunden, dass ältere Patienten das Krankenhaus oft mit Mangelerscheinungen verlassen. Weil sie das Essen entweder nicht vertragen oder sie es, hilfsbedürftig wie sie sind, nicht zu sich nehmen können.


Es ist schon merkwürdig. Man muss ins Krankenhaus, um gesund zu werden, und dann erkrankt man am Essen. Hierzulande isst übrigens gerade mal die Hälfte der Patienten in Krankenhäusern ihr Mittagessen auf, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festgestellt hat. Das wiederum

kann die Heilung verzögern und die Kosten erhöhen. Kein Wunder, dass Essen im Krankenhaus „Kost“ heißt.



























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