Montag, 1. Januar 2018

Die Sache mit den guten Vorsätzen



Eine Bekannte hatte mir Anfang Dezember von den "Raunächten" erzählt. Einem alten Brauch aus germanischer Tradition. Die Raunächte, beginnend entweder am 20., 21. Dezember, der Wintersonnenwende, oder am Heiligen Abend, werden als symbolische Tage des Übergangs – wie z. B. vom Leben zum Tod und umgekehrt (Neu- und Wiedergeburt) gesehen – also auch als eine Art Zeit der Auf- oder Abrechnung über die Taten des vergangenen Jahres. An diesen Tagen soll man sich besinnen und auf jeden Fall eine Neubestimmung oder weiterführende Pläne für das neue Jahr finden.

Bisher hatte ich mir immer am Silvestertag überlegt, ob ich mit dem vergangenen Jahr zufrieden sei und was ich mir für das kommende Jahr vornehmen wolle. Meistens war ich mit meinen Vorsätzen kläglich gescheitert. Und so fragte ich mich, warum es uns eigentlich so schwer fällt, unsere Vorsätze tatsächlich zu realisieren. Warum wir uns etwas vornehmen, was wir dann nicht in der Lage sind umzusetzen.

Ich begann, mich intensiv mit den Raunächten auseinanderzusetzen - nicht in einer religiösen oder spirituellen Art und Weise. Nein, ich dachte intensiv darüber nach, was ich in meinem Leben verändern wollte. Und mir gefiel dabei der Ansatz, das nicht an Silvester zu tun, an einem Tag oder nur einem Nachmittag. Nein, ich beschäftigte mich - seit der Wintersonnenwende - damit, was ich im Jahr 2018, das nun vor mir lag, zu tun gedachte. Was ich aus diesem Jahr machen wollte. Dabei wurde mir klar, dass es mir im vergangenen Jahr nicht gelungen war, mich jeden Tag als Erstes nach dem Frühstück für zwei Stunden an den Schreibtisch zu setzen und nur zu schreiben. Das nämlich war mein wichtigster Vorsatz für 2017 gewesen. Statt dessen hatte es immer wieder Dinge gegeben, die scheinbar wichtiger waren. Ich war von einer Sache zur nächsten gehetzt. Und viele Dinge, Artikel und andere Projekte wurden nicht oder unter hohem Zeitdruck realisiert.

In meinem Kalender hatte ich seit einiger Zeit etwa zwanzig Tage um den Jahreswechsel herum grün markiert. Darauf stand "Arbeitsurlaub". Meine Tochter hatte mich für verrückt erklärt, als ich ihr davon erzählte. "Du weißt schon, was Urlaub bedeutet?" hatte sie mich etwas spöttisch gefragt. "Ich habe einfach seit Langem das Bedürfnis, an einem Stück intensiv zu arbeiten. Mich tief hineinzuknien", entgegnete ich ihr. "Dieser Leere zu begegnen, die davon ausgelöst wird, einfach immer nur Dinge zu tun, weil ich sie angeblich tun muss. Und dabei kostbare Lebenszeit zu verschenken."

Als ich am nächsten Morgen aufstand, bereitete ich mir sehr sorgfältig das Frühstück zu, trank in Ruhe meinen Kaffee und setze mich direkt an den Schreibtisch. Und schrieb. Das machte ich viele Tage. Am Abend hatte ich stets das Gefühl, ein Ergebnis in der Hand zu halten. Das machte mich froh, auch an trüben Tagen.

Insofern hoffe ich auf ein kreatives Jahr. Ein Jahr voller Ergebnisse. Und der Überzeugung, dass wir viel mehr in der Hand haben, als wir oft denken. Daran zu glauben, dass wir etwas verändern können, wird mich weiter antreiben,


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