Samstag, 23. Dezember 2017

Das Wichtigste ist das Fundament



Endspurt! Die letzten Einkäufe erledigen. Wohnung putzen. Geschenke einpacken. Backen. Kochen. Zum Ausruhen bleibt kaum Zeit. Schon gar nicht, sich zu besinnen, Freunde zu treffen. Das
habe ich mir anders vorgestellt. Seit Tagen will ich ein paar freie Tage genießen, unerledigte Dinge aufarbeiten und endlich mal wieder in Ruhe schreiben. Doch daran ist nicht zu denken. Und nun? Was ist Weihnachten - für uns ganz persönlich - in dieser hektischen Zeit? Was machen wir daraus? Lassen wir uns mitreißen von diesem Wahnsinn, der letztendlich nur dieses kranke System noch kranker macht? Oder setzen wir etwas dagegen?

Und dazu die quälende Frage: Was schenkt man den Kindern bzw. Enkelkindern zu Weihnachten? In einer Zeit des Überflusses, in der man scheinbar alles kaufen kann, was das Herz begehrt. In einer Zeit, in der die Marktwirtschaft Nachfragen erzeugt, die es eigentlich gar nicht gibt. Man muss nur das entsprechende Kleingeld haben. 

Was kann ich anders machen? Womit kann ich Freude bereiten? Die Kreativität und Fantasie meiner Enkelkinder beflügeln und ihnen gleichzeitig Wertschätzung vermitteln? Wie sät man Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft? Und wie schafft man es, dass sie Freude darüber empfinden können, etwas durch eigenes Zutun - sei es mit dem Kopf oder mit den Händen - geschaffen zu haben?




Ich hatte lange nachgedacht und machte mich am letzten Wochenende endlich auf den Weg in die Innenstadt von Rostock, wo auf dem größten Weihnachtsmarkt Norddeutschlands der Bär steppte und Menschen aus Nah und Fern und gar aus Skandinavien anlockte. Ich verstand nicht ganz, was so bemerkenswert an diesem Ereignis war, immerhin findet man seit Jahren konstant die gleichen Buden - mit vielen Dingen, die der Mensch eigentlich nicht braucht - am gleichen Platz. Es war so voll, dass es an manchen Stellen kaum möglich war, vorwärts zu kommen. Was trieb die Menschen an, hierher zu kommen? Wollten sie alle nur wie ich die letzten Gaben kaufen? 

Augen zu und durch, sagte ich mir und steuerte zielsicher einen Spielzeugladen an, um eine große Duploplatte zu kaufen. Denn immer, wenn ich bei meinen Enkeln zu Besuch bin und wir stundenlang die Lego- und Duplobausteine aufeinanderstecken, um ein Haus zu bauen, fehlt uns eine große Platte. Mein Vater hatte uns Kindern oft die Worte meines Großvaters, der Maurer gewesen war, ans Herz gelegt: "Das Wichtigste ist das Fundament". Und in der Tat, dieses Fundament, die Grundlage für die Stabilität des Hauses, konnten wir nun legen. Und damit die beiden Jungen nach der Grundsteinlegung ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, kaufte ich noch einen Eimer mit einzelnen Bauelemente wie Türen und Fenster dazu.

Ich weiß, das wird am 24. Dezember ein langer Abend werden. So wie früher, als ich das mit meinen Kindern tat und sie Häuser errichteten - bunt und anders, als sie diese oft aus der Realität kannten. Die aber dabei lernten, wie beglückend es sein kann, nach alternativen Gestaltungsmöglichkeiten abseits des Mainstreams zu suchen.

Und wer bringt morgen die Geschenke? Der Weihnachtsmann? Nun, ich habe mir etwas anderes einfallen lassen. Ich bzw. meine Kasperlepuppen werden ein neues Theaterstück aufführen: "Das gestohlene Geschenk". Am Ende sind dann hoffentlich alle Geschenke bei demjenigen, für den sie gedacht sind.

In diesem Sinne:

Fröhliche Weihnachten!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen